Dr. Tanja Röckemanns Dissertation, die sich anhand der Werke sowie des politischen Engagements Gisela Elsners mit der Entwicklung sozialistischer bzw. kommunistischer Positionen in der Bundesrepublik von 1968 bis zur Wende auseinandersetzt, erscheint diesen Monat im Verbrecher Verlag.
Die Buchpremiere findet am 25.10.2024 um 19.00 Uhr in der „Vierten Welt“ in Berlin-Kreuzberg statt. Hier wird es neben der Vorstellung der Dissertation auch Lesungen aus Elsners Werk sowie musikalische Beiträge geben.
1962 bis 1976 – 14 Jahre lang waren Gisela Elsner und Hans Platschek ein Paar. Sie lebten und arbeiteten gemeinsam an ihren Werken in Rom, London und Hamburg: er als Kunstkritiker und Maler, sie als Autorin. Sie teilten dabei die kompromisslose und scharfzüngige Art, mit der sie ihre Mitmenschen in den künstlerischen und gesellschaftlichen Diskursen ihrer Zeit kritisierten und herausforderten, indem sie sie gnadenlos mit den von ihnen diagnostizierten Fehlern und Missständen konfrontierten. Die Autorin und der Maler beließen es dabei jedoch nicht nur bei einem persönlichen und thematischen Nebeneinander – es lassen sich für den versierten Betrachter auch in den einzelnen Werken beider Künstler zahlreiche konkrete Parallelen und Bezugnahmen zu den Werken des jeweils anderen finden, etwa zwischen Elsners Die Riesenzwerge und Platscheks Bildserie Lothar Leinlein schreibt an Gisela.
Während dieses außergewöhnliche Paar so den jeweils anderen künstlerisch im eigenen Werk verewigte, tilgten beide jedoch nach ihrer Scheidung 1976 konträr dazu beinahe sämtliche Spuren ihrer persönlichen Beziehung zueinander aus ihrer beider Leben. Von den Schwierigkeiten, die es daher für die Forschung mit sich bringt, neben der künstlerischen auch die private Ebene dieser besonderen Beziehung nachvollziehen zu wollen, berichtet die Elsner-Biografin PD Dr. Christine Künzel in ihrem Aufsatz Gisela Elsner und Hans Platschek – eine Autorin und ein Maler abseits des Mainstreams.
Im Rahmen der ab dem 11. Februar 2024 gezeigten Ausstellung „Hans Platschek. Höllenstürze, Hahnenkämpfe, Nette Abende“ findet zudem am 11. April 2024 um 19:00 Uhr im Museum Lothar Fischer in Neumarkt/Oberpfalz mit der Schauspielerin Patricia Litten eine Lesung aus Werken Gisela Elsners statt. Eine Einführung wird durch PD Dr. Christine Künzel gegeben.
Am 02. Mai 2023, dem 86. Geburtstag Gisela Elsners, wird durch den Literaturhaus Nürnberg e.V. zum zweiten Mal der Gisela-Elsner-Literaturpreis verliehen. Preisträgerin ist die 1983 in Tiflis, Georgien geborene Theaterautorin, -regisseurin und Romanautorin Nino Haratischwili.
Der bereits vielfach ausgezeichneten Autorin gelinge es „nicht nur, die georgische Geschichte als Teil europäischer Geschichte darzustellen, sondern auch die europäische Qualität georgischer Literatur und Kultur in ihren Werken zu vermitteln. Es ist die Verbindung von Einzelschicksalen mit der Darstellung historischer Umstände, die Haratischwilis Texten angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine eine Aktualität verleiht, die so kaum eine andere literarische Stimme bietet“, so die Jury in ihrer Begründung.
Die Laudatio wird PD Dr. Christine Künzel als erste Vorsitzende der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft halten, moderiert wird der Abend durch Katharina Erlenwein. Nino Haratischwili wird zudem aus ihrem jüngsten Roman „Das mangelnde Licht“ lesen. Dieser erzählt in Retrospektiven das Schicksal von vier Jugendfreundinnen in den chaotischen Verhältnissen des durch allgegenwärtige Gewalt und Mangel geprägten Georgiens der 1990er Jahre.
17. März bis 11. Juni 2023, Kunsthalle Schweinfurt
In der Kunsthalle Schweinfurt werden anlässlich seines 100. Geburtstages Werke des Malers und Publizisten Hans Platschek (1923-2000) präsentiert. Die umfangreiche Ausstellung mit Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen, welche zum Teil erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich sind, soll einen neuen Blick auf das vielschichtige Werk und die einzelnen Facetten der künstlerischen Entwicklung Platscheks ermöglichen.
Der „vielleicht ein bisschen wahnsinnige[ ] Künstler[ ]“ Platschek, „der viel zu viel kann, alsdass er sich einer Richtung zuordnen ließe“ (Willi Winkler) entzog sich nicht nur mit seiner Kunst der Zuordnung in einfache Kategorien, er beteiligte sich auch mit provokanten und scharfzüngigen Beiträgen in den künstlerischen und gesellschaftlichen Diskursen seiner Zeit. Der dem Holocaust durch Exil in Südamerika entkommene Platschek kritisierte neben der Kunst und dem Kunstbetrieb unter anderem den Umgang der Deutschen mit ihrer faschistischen Vergangenheit und teilte mit Gisela Elsner die Angewohnheit, seine Zeitgenossen mit kompromisslosen Äußerungen herauszufordern, ohne auf dabei auf etwaige Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen.
Auch wegen dieser unbequemen Art machte sich Platschek selbst wiederholt zur Zielscheibe, nicht zuletzt durch Elsner selbst, mit der er ab 1962 liiert und von 1967-76 verheiratet war und die ihm in ihrem Roman „Abseits“ (1982) in der Figur von Fred Meichelbeck ein Denkmal setzte. Christine Künzel hat hierzu einen Beitrag („Brezelförmige Kringel auf Leinwand“. Kunst und Kunstkritik in Gisela Elsners Werk) im von Claus Mewes und Selima Niggl herausgegebenen Katalog zur Ausstellung verfasst.
Im Jahr 2012 wurde die Internationale Gisela Elsner Gesellschaft in Sulzbach-Rosenberg gegründet und wir können kaum fassen, dass das bereits 10 Jahre her ist. Ähnlich geht es unseren Freunden von der Christian-Geissler-Gesellschaft, die ebenfalls 2012 gegründet wurde, und gemeinsam wollen wir das Engagement der vergangenen 10 Jahre zum Anlass nehmen, die beiden Gesellschaften gebührend zu feiern.
Am Samstag, 3. September 2022, feiern also die Internationale Gisela-Elsner-Gesellschaft und die Christian Geissler-Gesellschaft gemeinsam ihre Geburtstage. Wir laden ein in die Berliner Programmschänke Bajszel, zu einem langen Abend mit kurzen Programmen, zum Reden, Zuhören, Kennenlernen. Für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt sein.
Samstag, 3. September 2022, ab 19.00 Uhr | Bajszel | Emser Str. 8/9 (Nähe U/S-Neukölln), 12051 Berlin Neukölln
„Satiren […] galten wie Bordellbesuche ausschließlich als Männersache.“ -Gisela Elsner-
„Was darf Satire? Alles.“ Kurt Tucholskys Statement ist legendär und man kann es gegenwärtig immer wieder lesen, bei kontrovers diskutierten satirischen Texten bezüglich gesellschaftlicher bzw. politischer Themen. Was ist das besondere der Satire? Als literarisches Verfahren kann sie etwas leisten, was Angehörigen einer sozialen und/ oder ethnischen Gemeinschaft so schwer fällt: aus einer gewissen Distanz heraus eine alternative (andere, fremde, ungewohnte) Perspektive zu gewinnen, die für die kulturelle Selbsteinschätzung einer sozialen Gemeinschaft oder Gruppe von zentraler Bedeutung ist.
Im Seminar wollen wir uns daher mit literarischer Satire auseinandersetzen, exemplarisch mit dem Werk der Satirikerin Gisela Elsner und dies vor dem Hintergrund deutscher Nachkriegsgeschichte. Dabei widmen wir uns auch der Geschlechterfrage. Denn die Festschreibung der Frau auf das „andere Geschlecht“ (Simone de Beauvoir) und die dadurch bedingte paradoxe Situation des Teilhabens an und zugleich Ausgeschlossenseins von der Kultur führen zu Widersprüchen, die sich auch in den Werken weiblicher Autoren niederschlagen. Im Seminar werden wir gemeinsam mit den Teilnehmenden satirische Auszüge aus Elsners Werk betrachten und vor dem Hintergrund deutscher Geschichte besprechen. Darüber hinaus wollen wir über den Reflexionsraum, ggf. auch Aktionsraum diskutieren, den Satire bzw. künstlerisch-satirische Formate möglicherweise bieten kann. Ist Satire auch heute noch ein wirksames Mittel gesellschaftspolitischer Kritik? Kann Satire eine Annäherung an Politik bzw. gar Erkenntnis über politische Prozesse leisten? Welche besonderen Chancen stecken darin oder ist es schlicht ein willkommenes Ventil für verbale Aggressionen?
Leitung PD. Dr. Christine Künzel (Vorsitzende Internationale Gisela Elsner Gesellschaft), Kerstin Behrens (Dramaturgin, Staatsschauspiel Dresden), Karen Packebusch (bildende Künstlerin), n.n.
Der Teilnahmebeitrag trägt zu 2/3 zur Gesamtfinanzierung des Seminars bei. Kosten: 20 Euro
mit Michael Peter Hehl ggf. online, kostenfrei, Anmeldung erforderlich
Im Mai 2012 gegründet, befasst sich die Internationale Gisela Elsner Gesellschaft mit der Erschließung des schriftstellerischen Werkes der Autorin. Dabei geht es ihr nicht um eine Art “Heiligenverehrung”, sondern um eine kritische Würdigung und Verortung ihrer Texte in den Auseinandersetzungen um den historischen und literarischen Weg Deutschlands nach 1945.
Heute wie zu Gisela Elsners Zeiten werden Debatten in Literatur und Politik absolut kontrovers geführt, der Diskurs zu existentiellen Fragen in Kultur und Gesellschaft gerät immer mehr zu einer Polarisierung diametral entgegengesetzter Sichtweisen.
Michael Peter Hehl, stellvertretender Vorsitzender der Gisela Elsner Gesellschaft, Literaturwissenschaftler und Wissenschaftlicher Leiter des Literaturarchivs Sulzbach- Rosenberg wird in seinen Ausführungen die Ziele der Arbeit der Gesellschaft umreißen und die Wirkungsgeschichte Gisela Elsners und die aktuelle Bedeutung ihres schriftstellerischen Werks skizzieren.
TERMIN: 26.05.2021 | 20:00 – 22:00 Uhr | Online oder in der Motorenhalle, Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden, in Abhängigkeit der Corona-Situation
Eintritt frei, ANMELDUNG ZWINGEND ERFORDERLICH!!! (Bis einen Tag vor der Veranstaltung möglich.) Weitere Infos und Anmeldung HIER.
am SA, 30.03. und SO, 31.03.19 um 20 Uhr läuft zum letzten Mal die Inszenierung GISELA ELSNER: HEILIG BLUT von Dramaturgin Dr. Sylvia Necker und Regisseurin Hannah Schassner // jeweils 20 Uhr, an den Landungsbrücken Frankfurt am Main.
Wer ist eigentlich der junge Gösch? Wer sind Hächler, Glaubrecht und Lüßl? Was wollen drei Alt-Nazis mit einem verweichlichten Kriegsdienstverweigerer im tiefsten deutschen Wald?
Gisela Elsners so gut wie unbekannter Road-Movie-Roman “Heilig Blut” (1982) hetzt durch Wälder, Jagdhütten, schäbige Wirtshäuser und verquaste Dörfer. Er ist eine bitterböse Analyse satter bundesdeutscher Wirklichkeit der 1970er Jahre und gibt Einblick in eine tief internalisierte NS-Volksgemeinschaft. Doch Elsner zeigt auch ihre Adaptierbarkeit: Deutsche Tugend und Ehre sind eben zeitlos – gefährlich.
Der Theaterabend „Gisela Elsner: Heilig Blut“ transformiert die scharfen Wortkaskaden und groteske Überhöhung Elsners in Bild- und Klangmetaphern, indem er sie durch einen synästhetischen Verstärker jagt und kratzt damit lustvoll die Aktualität der Erzählung aus den Spuren, die sie im Schnee von Heute hinterlassen hat. Und wie immer fällt irgendwann ein Schuss.
Mit: Ole Bechtold, Christoph Maasch und Silvana Morabito
Regie/Textfassung: Hannah Schassner // Dramaturgie/Textfassung/ Komposition: Sylvia Necker // Ausstattung: Hannah von Eiff // Assistenz: Andrea Busmar // Regiehospitanz: Christian Funk // Technik: Linus Koenig
Im Rahmen des Festivals „Come Quick Danger“ mit „Multiperspektivischen Positionen
zur Schieflage der Nation“, das vom 10. April bis zum 8. Juli 2018 im Theaterhaus Jena stattfindet, gibt es am
18. April 2018 um 19 Uhr im Oberstübchen eine Lesung unter dem Titel „Versuche, die Wirklichkeit zu bewältigen“ mit Texten von Gisela Elsner.
Vortrag und Lesung von Dr. Christine Künzel, Erste Vorsitzende der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft e.V. zum 80. Geburtstag von Gisela Elsner im Rahmen der Ausstellung „Ratsam wäre es gewesen, diesen Saal nicht zu betreten“ im Koeppenhaus Greifswald:
19. Januar 2018, 19.30 Uhr
Am 2. Mai 2017 hätte Gisela Elsner ihren 80. Geburtstag gefeiert, aber sie nahm sich am 13. Mai 1992 im Alter von 55 Jahren das Leben. Die in Nürnberg geborene und aufgewachsene Elsner zählt zu den bedeutendsten Satiriker(inne)n der Bundesrepublik Deutschland. Kennzeichnend für den Stil Elsners, die sieben Jahre im Ausland
(Rom und London) lebte, ist der fremde Blick auf das Vertraute, Alltägliche, ihr Heimatland.
In ihren Romanen, Erzählungen und Essays setzte sie sich immer wieder mit den Folgen der NS-Diktatur auseinander. Ihr Werk ist nicht zuletzt wegen seiner satirischen Schärfe und politischen Positionierung bis heute umstritten.
1964 für ihren Erstling „Die Riesenzwerge“ gefeiert, geriet Elsner in den 1980er Jahren zunehmend ins literarische Abseits. Erneute Aufmerksamkeit erlangte die Autorin durch den Film „Die Unberührbare“ (2000) ihres Sohnes Oskar Roehler.
Referentin Dr. Christine Künzel wird Gisela Elsner anhand eines Vortrags und ausgewählter Texte vorstellen.