Über uns
Internationale Gisela Elsner Gesellschaft e.V.
Die Internationale Gisela Elsner Gesellschaft e.V. wurde im Mai 2012 in Sulzbach-Rosenberg gegründet. Ihre Ziele sind insbesondere die Erschließung des Werkes der Autorin sowie eine Bestandsaufnahme der in der Gegenwart fortwirkenden Einflüsse ihres schriftstellerischen Schaffens. Die Gesellschaft veranstaltet Tagungen, Lesungen und Symposien zu Gisela Elsner sowie zu Themen, die mit ihrem schriftstellerischen Werk zusammenhängen.
Gisela Elsner war eine streitbare und umstrittene Autorin – und das gilt bis heute. Außer der internationalen Anerkennung ihres Erstlings Die Riesenzwerge (1964) hatte Elsner zu Lebzeiten kaum Erfolg mit ihren bitterbösen Gesellschaftssatiren. Bereits vor ihrem Tod im Jahr 1992 war die Autorin so gut wie vergessen. Doch dann erlangte sie als Mutter des Regisseurs Oskar Roehler durch dessen Film Die Unberührbare im Jahr 2000 langsam wieder Beachtung. Über die Bedeutung der Autorin Gisela Elsner und die Qualität ihrer Werke wird zwar bis heute gestritten, doch lässt sich nicht leugnen, dass Gisela Elsner als Satirikerin eine Sonderstellung im literarischen Feld der Bundesrepublik einnimmt – zumal unter den Autorinnen. Nicht umsonst wird Elsner heute rückblickend zuweilen als „ältere Schwester“ Elfriede Jelineks bezeichnet.
Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich, dass sich aus den kontinuierlichen Publikationen im Rahmen einer Werkausgabe im Berliner Verbrecher Verlag langsam eine (nicht nur literaturwissenschaftliche) Beschäftigung mit der Autorin entwickelt hat, die schließlich im Mai 2012 zu der Gründung der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft e.V. führte (und im Mai 2016 auch zur Mitgliedschaft in der ALG). Die Gesellschaft verdankt ihren Namen einer Erzählung mit dem Titel „Die Auferstehung der Gisela Elsner“ (1980), die die Autorin als eigenen Nachruf in satirischer Manier zu Lebzeiten verfasst hatte. In der Erzählung imaginierte Elsner bereits die Existenz einer Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft. Insofern hat die Realität die Fiktion hier inzwischen eingeholt.
In den nun knapp vier Jahren ihres Bestehens hat sich die Internationale Gisela Elsner Gesellschaft nicht allein intensiv um eine Wiederentdeckung, sondern auch um eine Neubewertung der Autorin und ihres Werkes verdient gemacht. Ergebnisse dieser Neuentdeckung sind unter anderem in einem Tagungsband mit dem Titel Ikonisierung, Kritik, Wiederentdeckung. Gisela Elsner und die Literatur der Bundesrepublik (hg. von Michael Peter Hehl und Christine Künzel) nachzulesen, der 2014 in der edition text+kritik erschienen ist.
Was die Elsner-Gesellschaft wie auch die Elsner-Forschung auszeichnet, ist eine intensive und engagierte Beteiligung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern – sowohl im Vorstand als auch unter den Mitgliedern der Gesellschaft. Auch erscheint die Kooperation der Elsner-Gesellschaft mit dem Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg (wo die Gesellschaft offiziell ihren Sitz hat) äußerst vielversprechend und ist langfristig auf die Einrichtung einer Gisela Elsner-Dokumentations- und Forschungsstelle angelegt. Der Elsner-Gesellschaft ist es in den letzten Jahren gelungen, mit verschiedenen Veranstaltungsformaten (Lesungen, Vorträgen, szenischen Lesungen, Radio-Features und Tagungen) unterschiedliche Aspekte im Leben und Werk der Autorin zu beleuchten – darunter auch solche, über die bisher kaum etwas bekannt war, wie etwa die Beziehung zu ihrem zweiten Ehemann, dem Maler Hans Platschek, die im September 2015 auf einem Symposium zu den Bezügen zwischen Text und Bild ausgelotet wurde und dabei überraschende Bezüge zwischen dem Kunstverständnis der beiden Künstler offenbarte.
Am 2. Mai 2017 würde die Autorin Gisela Elsner, die sich 1992 im Alter von 55 Jahren das Leben nahm, ihren 80. Geburtstag feiern. Die Internationale Gisela Elsner Gesellschaft möchte dieses Jahr zum Anlass nehmen, mit verschiedenen Veranstaltungen an die bedeutendste Satirikerin der Bundesrepublik Deutschland und ihre Werke zu erinnern. Als Geburtstagsgeschenk wird es am 2. Mai 2017 eine Lesung mit Vortrag in der Stadtbibliothek Nürnberg (dem Geburtsort Elsners) geben.
Am 15. September 2017 wird im Literaturforum im Brecht-Haus in Berlin ein Symposium zu den vielfältigen Bezügen zwischen Gisela Elsner und Bertolt Brecht mit dem Titel „V-Effekte und andere Versuche die Wirklichkeit zu bewältigen: Gisela Elsner und Bertolt Brecht“ stattfinden. Im Rahmen des Symposiums werden u.a. Ausschnitte aus Elsners kaum bekannter Oper „Friedenssaison“ (1988) vorgetragen, die von ihrer Form her stark an die Musiktheaterprojekte Brechts in Zusammenarbeit mit Kurt Weill erinnert.
Zudem ist für den Herbst 2017 die Eröffnung einer Ausstellung im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg geplant, in der Texte Gisela Elsners den Werken junger Gegenwartskünstlerinnen und -künstler gegenüber gestellt werden. Die Konfrontation von Texten und Bildern ist darauf ausgelegt, neue Interpretationsmöglichkeiten und ästhetische Erfahrungshorizonte zu eröffnen und auch ein anderes, nicht unbedingt literaturwissenschaftlich vorgeprägtes Publikum ansprechen.
Text: Dr. Christine Künzel